Rulaman Deutschland e.V.
    ...willkommen in der Höhle

Dubai - die Wüste "bebt"

Nachdem wir im Herbst zum ersten Mal von der „1. Dubai Bike Week“ gelesen hatten, war eines klar : Mit 200 Harleys durch die Wüste – bei diesem Spass müssen einfach ein paar ‚Rulamänner’ dabei sein! Leider war das Verschiffen eigener Bikes nicht so einfach wie gedacht und in Dubai standen auch nur wenige Leih-Harleys zur Verfügung, so dass es zum Schluss doch nur Jesse, Ria, Bärbel und ich waren, die Mitte März in den Emiraten landeten.

Wir saßen gerade bei unserem Begrüssungs-Burger im „Hard Rock Cafe Dubai“ und versuchten den Reisestress zu vergessen, als von der Empore ein donnerndes „RULAMAN!!!“ die lausige Live-Musik in den Hintergrund drängte. Die Reihe staubiger V-Twins, vor dem Laden geparkt, hatten wir wohl gesehen, uns aber weiter nichts dabei gedacht. Da aber Jesse eine Menge Bekannter in der HOG-community hat, bleibt er auch fern von zuhause nicht unerkannt. Des Rätsels Lösung: Unbemerkt von uns saß bereits eine kopfstarke Abordung des ‚Rhiyad HOG-Chapters’ aus Saudi Arabien oben beim Essen und zwei Members davon hatte Jesse erst wenige Wochen zuvor beim POT in Portugal kennengelernt. Mit dreissig Mann waren diese Biker 12 Stunden über 1000 km durch Hitze und Sandstürme von Rhiyad nach Dubai gefahren, um bei dem Event Flagge zu zeigen. Ein freundliches Willkommen in der Fremde ist schon was wert und natürlich waren wir schliesslich die letzten Gäste, die das „Hard Rock“ verliessen ...

Am nächsten Morgen waren wir ganz wild darauf, endlich unsere Bikes in Empfang zu nehmen und standen bereits eine halbe Stunde vor der regulären Öffnungszeit vor dem „House of Chrome“, dem lokalen HD-Dealer. Da wir wohl Motorräder zugesagt bekommen hatten, nicht aber welches Modell, wollten wir die ersten sein, um nicht zum Schluss mit zwei Sportys abgespeist zu werden.

Eine ‚Road King Custom’ und eine ‚ Softail DeLuxe’ waren für uns vorbereitet und nach dem obligatorischen Papierkram konnten wir uns auf den Weg zur Registrierung zur BikeWeek machen.

Schon auf dieser ersten Fahrt wurde klar, was uns im Verlauf der nächsten Tage noch deutlicher auffallen sollte: Dubai hat zwar schöne breite Straßen – aber an der Beschilderung wurde ein bißchen gespart. Und einmal falsch abbiegen kann schon bedeuten, daß man der falschen Richtung erst mal für mehrere Kilometer folgen muß bevor ein ‚U-turn’ möglich ist. Das mag zwar mit einem Kamel, das immer den Weg zur heimischen Tränke findet, kein Problem sein – auf dem Motorrad im dichten Stadtverkehr kann so was leicht nerven! Trotzdem – zum Bike Week Headquarter im Jachthafen von Dubai haben wir es schliesslich geschafft und dort trudelten dann auch nach und nach zahlreiche Biker aus der Arabischen Welt ein, ergänzt durch einzelne Leute aus Österreich, der Schweiz, Deutschland , England und den USA.

Wie der Name sagt, war das die erste BikeWeek dieser Art in den Emiraten , entstanden aus einer lokalen HOG Rallye. Um dem ganzen ein wenig Masse zu geben, wurde die Veranstaltung auch für nicht-Harleys geöffnet, der Grossteil der rund 200 gemeldeten Teilnehmer kam allerdings doch mit den unterschiedlichsten „Milwaukee-Eisen“.

Würdiger Abschluss des Tages war eine Grill-Party beim HD – Dealer. Schöner Laden mit viel Klamotten und Zubehör und Bike-Preisen, die einem das Auge tränen lassen: Eine der neuen Springer-Softails, für die bei uns knapp 20.000 € zu berappen sind, kostet dort angenehme 14.000, weil man in den Emiraten weder die Mehrwertsteuer-Unsitte kennt noch Importbikes mit sonstigen Abgaben belästigt. Kein Wunder, dass das „House of Chrome“ im Monat ca. 20 Bikes verkauft!

Für den nächsten Tag, Donnerstag – was in Dubai der eigentliche Samstag ist - hatten die Veranstalter zuerst eine Parade durch Dubai mit anschliessender Ausfahrt nach Hatta geplant. Diese alte Karawanenstadt liegt ca. 100 km von Dubai entfernt an der Grenze zum Oman und ist auf einer gut ausgebauten Autobahn mit moderatem Verkehr zu erreichen – kein Problem also, auch für eine grosse Gruppe. Doch der Reihe nach ...

Die eigentliche Parade durch Dubai lief problemlos ab, wenn sich auch der Start durch orientalische Gelassenheit auszeichnete (ca. 1 Stunde später als geplant) und mit einem Schnitt von 50 – 60 km/h eher ein Rennen als ein gemächliches Defilieren war. Die Polizei hatte die ca. 20 km lange Strecke kreuz und quer durch die City an neuralgischen Punkten kurz abgesperrt, die relativ spärlichen Zuschauer freuten sich, die Sonne schien – und alles war soweit prima. Direkt aus der Parade führte der Korso zu einer Tankstelle am Stadtrand, um nochmal Sprit für die Tour zu zapfen. Zweimal volltanken für knapp 4 Euro – bei diesen Preisen fühlt man sich irgendwie an die 60er erinnert und trotzdem hatte der Tankwart an diesem Tag mit 200 Bikes auf einmal ein nettes Zusatzgeschäft gemacht.

Nachdem der Riesenauftrieb an Motorrädern durch die Zapfsäulen geschleust war, die schlauen unter den Bikern sowohl Sonnenöl nachgeschmiert als auch die staubdichten Brillen und Halstücher angelegt hatten, ging’s auf die Autobahn . Double-files, wie sich’s gehört und ab die Post! Im wahrsten Sinn des Wortes, denn die Polizei hatte sich zwischenzeitlich verabschiedet und die Road-Marshalls des lokalen HOG-Chapters übernommen. Und hier fing auch das Problem an, denn einen flight von 200 Bikes zusammenzuhalten, mit einer wilden Mischung von Sporties über Custombikes bis hin zu zahlreichen Powerbikes, meist japanischen Ursprungs, dazu mit Fahrern die noch nie zusammen gefahren sind – das hat die Road-Marshalls dann doch ein wenig überfordert. So hatte die Kolonne schnell ein Tempo von 120 – 130 drauf, das Ganze kompliziert durch den Versuch, den flight auch beim Überholen von Lastwagengruppen zusammenzuhalten und als Gratisdreingabe kleine Sandböen und Sandverwehungen auf der Strasse. Passiert ist nichts, aber das war wohl eher dem für europäische Verhältnisse dünnen Verkehr als der perfekten Organisation zu verdanken.

In Hatta dann entschädigte ein klasse Lunch für die Hektik. Nach zwei Stunden Pause dann im selben Affentempo über eine andere Strecke zurück nach Dubai – für mich allerdings nur ein paar Kilometer. Schon kurz nach dem Start, beim Aufstieg zu einer kleinen Passstrecke war bei meiner RoadKing plötzlich Schluss mit schalten – Befestigung der Schaltwippe abvibriert. Kein Problem eigentlich, da am Ende der Kolonne ein Service-Pickup fuhr und der freundliche Fahrer mit Ersatzmaterial und Loctite den Schaden schnell behob. Nur war halt in der Zwischenzeit der Korso über alle Berge und, wie gesagt, die Beschilderung lässt in den Emiraten auch auf Nebenstrecken durchaus zu wünschen übrig. Mit Hilfe einiger freundlicher Autofahrer haben wir dann aber doch noch den Anschluss zur richtigen Autobahn und zum BikeWeek Headquarter gefunden.

Abschluss des Tages : Nächtliche Stunt-Show mit Craig Jones – die übliche Burnout-Arie mit Beleuchtung, die wir uns allerdings geschenkt haben ...

Nächster Tag, neuer ride – diesmal nach Al Ain. Dieses Städtchen, ca. 140 km südlich von Dubai , zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß es außer ca. 1001 Kreisverkehren am Rand eines kleinen Gebirgszuges liegt, der rund 1100 m aus der ansonsten recht flachen Wüste aufragt. Eine 13 km lange Serpentinenstrecke mit einigen netten Kürvchen bietet wahrscheinlich die einzige Möglichkeit in den ganzen Arabischen Emiraten, die Trittbretter am Asphalt kratzen zu lassen.

Weil man allerdings aus Erfahrung lernen sollte und wir keine Lust hatten, noch mal im Power-Pulk durch die Wüste zu rasen, haben Jesse und ich entschieden, die Fahrt selbständig anzutreten. Manuel, ein free-biker aus Berlin, der in Dubai arbeitet und eine schön hergerichtete Softail fährt, hatte sich uns schon am Vortag angeschlossen und so sind wir drei bereits eine halbe Stunde vor dem geplanten Massenstart aufgebrochen und haben uns den Weg zum Treffpunkt selbst erschlossen. Dieser Treffpunkt war ein toller Hotelkomplex auf dem Rücken des Bergkammes mit einer fantastischen Aussicht über endlose Flächen Wüste und Sand. Wir hatten uns bereits durch das opulente Buffet gefuttert, als die Kolonne – diesmal mit anderthalb Stunden Verspätung -ebenfalls ankam und über erneute Gruppenrasereien berichtete. Die Rückreise, wieder als Kleingruppe, bescherte uns dann noch ein Erlebnis der besonderen Art! Wenn man als Mitteleuropäer im März in den Orient fliegt, dann erwartet man 24 Stunden am Tag Sonne – und meinetwegen auch noch einen kleinen Sand- oder Staubsturm hier und da. Womit wir allerdings überhaupt nicht gerechnet hatten, war, daß es plötzlich leicht zu regnen anfing. Zugegeben, nach unseren Maßstäben kaum der Rede wert und nach ein paar Minuten auch wieder vorbei, aber trotzdem! Die Wüste ist auch nicht mehr, was sie mal war ...

Am nächsten, dem Abschlusstag, kam es dann noch dicker! Um etwa 12 Uhr Mittags war das Putzen der Bikes für die obligatorische Prämierung angesagt und die Jungs hatten ihren Chrom auch hübsch poliert, als plötzlich ein Sturzregen die ganze Arbeit zunichte machte. Dazu muss man wissen, dass Regen in der Wüste die unangenehme Eigenschaft hat, nicht nur nass zu sein – sowas kennt man ja – sondern auch noch eine gehörige Portion gebundenen Sand und Staub mit sich zu führen. Und das machte sich nicht nur auf dem hochglanzpolierten Chrom sondern auch auf den Sitzen und Lederpacktaschen recht unangenehm bemerkbar. Was jedoch ein rechter Scheich ist, der hat für sein Custombike eine Reihe von Helfern dabei und so sah man an den meisten der ausgestellten Maschinen gleich eine Reihe von Jungs auf’s Neue die Polierwatte schwingen.

Rulaman natürlich wieder mitten drin, denn Jesse wurde von den Veranstaltern gebeten, bei der Jury mitzuwirken. Ob das wohl dran lag, dass er einen Kopf grösser war als der durchschnittliche Orientale oder ob er mit Kutte, Patch und Headband einfach den Biker schlechthin darstellte?

Die Kategorien waren die üblichen : Sporties, Softtails, Tourer, extreme custom, painting , japanische und europäische bikes – wenn auch bei dem recht überschaubaren Event logischerweise die Anzahl der gemeldeten Bikes nicht so riesig war. Die meisten Preise gingen an einen lokalen MC , die „Desert Eagles“ – aber den Preis für „extreme custom“ konnte Harry aus Heidelberg abräumen, der mit seinem brandneuen Walzbike „Hardcore“ aus Deutschland angereist war.

Das abendliche Abschlussbuffet fiel dann nochmal fast einigen kurzen, aber heftigen Regenschauern zum Opfer. Gewitzt durch die Güsse am Nachmittag waren die meisten Besucher allerdings schon beim Nachtisch, bevor die Party nach innen verlagert werden musste.

Wie in Dubai üblich, gab es später noch eine Verlosung mit Flügen, Zubehörgutscheinen und einer neuen Dyna als Hauptpreis. Irgendwie scheint das Glück in diesem Land auf wenige Personen verteilt zu sein, denn einer der Gewinner einer Flugreise hatte im Vorjahr bei einer Veranstaltung des HD-Dealers eine Softail gewonnen – und der Hauptgewinner des Abends hatte vor zwei Jahren beim „Dubai Duty Free“-Gewinnspiel den Hauptpreis von 1 Mio US$ abgeräumt.

Insgesamt war die „1. Dubai Bike Week“ ein echtes Erlebnis – wo kriegt man schliesslich bei uns schon einen Sonnenbrand im März? Und auch die Veranstalter waren’s zufrieden. Aus den rund 200 Teilnehmern in diesem Jahr sollen bis in fünf Jahren bereits 1.000 werden. Harley Europe und Middle East will dazu bis zu 150 Leihbikes zur Verfügung stellen und irgendwann träumt man auch in Dubai von einer Veranstaltung in der Grösse von Sturgis oder Faak. Aber bis dahin bleiben sicher noch einige Jährchen mit einem kleinen, netten und familiären Event bei dem „die Wüste bebt!“

Bericht / Fotos: Petrus